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Kongress der DGSMTW 2021
Kongress der DGSMTW 2021

Kongress der DGSMTW 2021

Heute begann der erste Teil des diesjährigen DGSMTW-Kongresses mit einem tollen Vortrag von Dr. Wolf Lütje (Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Ev. Amalie Sieveking Krankenhaus in Hamburg sowie Präsident der DGPFG, Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe), der über „Sexualität rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft – was geht unter einen Hut?“ sprach. Ich möchte gern einige Kernpunkte darstellen.

Vortrag „Sexualität rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft“

Folgende Punkte wurden für eine „sexualfreundliche Geburt“ hervorgehoben: Beckenbodentherapie in der Schwangerschaft, Geburtsvorbeiretung, entspannter Geburtsort, interventionsarme, traumasensible, personalisierte und gut betreute Geburtshilfe, Babyfreundlichkeit, Familienzimmer, gute holistische Nachsorge. Hier bespreche ich auch eine Studie dazu.

Das Konzept der Geburtsnachbesprechung wurde vorgestellt, was zwar noch nicht flächendeckend angewendet wird, aber dessen Sinn schon langsam auch in den Köfpen ankommt. Die Evidenz für einen Nutzen einer Geburtsnachbesprechung steht noch aus, wird aber wohl kommen. eine Nachbesprechung der Geburt sei eines der besten Qualitätsinstrumente für eine geburtshilfliche Einrichtung für das Verstehen und Erleben der Geburt. Eine Nachbesprechung sei eine der bedeutendsten geburtshilflichen Maßnahmen. So ist auch die Geburtsnachbesprechung gleichzeitig Geburtsvorbereitung der nächsten Geburt. Bestenfalls kann eine solche Geburtsnachbesprechung ein mögliches Trauma erkennen und dessen Nachwirkungen abmildern, sodass keine Traumafolgestörung entsteht.

Es wurden auch strukturelle Probleme in der heutigen Geburtshilfe wie Personalmangel, fehlende 1:1 Betreuung unter der Geburt, sowie falsche monetäre Anreize angesprochen.

Zu Sexualität postpartum (also nach der Geburt) wird beschrieben, dass die Zufriedenheit und die Häufigkeit sinkt und im Schnitt die sexuelle Aktivität nach 3 Monaten wieder aufgenommen wird, wobei hier die Hälfte der Frauen über Probleme wie fehlende Lust, Schmerzen oder Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen, beschreibt. Wichtig sind in dieser Phase (und generell im Leben;) Zärtlichkeit und Verhütung. Stillen habe einen hormonell zwar eher ungünstigen Einfluss auf die Sexualität, aber grundsätzlich ist Stillen mit besserem Sex assoziiert.

Die Tipps und Tricks, die hier genannt wurden, sind Dammmassage, Beckenbodentherapie, neue Stellungen und Techniken zu probieren, sich gegenseitig zu ENTLASTEN, Absprachen zu treffen, Paar zu bleiben und Inseln zu schaffen. Diese Inseln müssen erst für die Individuen geschaffen werden, dann für das Paar, den sexuelles Begehren köme erst dann wieder, wenn es wieder Grenzen und eigene Bereiche geben darf.

Zudem weist der Sprecher auch nochmal darauf hin, dass es ausreicht, hinreichend gut zu sein und nicht perfekt (in Bezug auf die Elternschaft und auch die Sexualität).

Ein Männer-Geburts-Vorbereitungskurs scheint Vorteile für alle Beteiligten zu haben, hier gibt es möglicherweise sogar ein besseres Outcome für Mutter und Kind(er), wenn die Väter gut auf die Geburt vorbereitet sind. Die Väter kommen häufig in den Geburtskontexten zu kurz, aber auch Männer erleben Auswirkungen der Geburt zum Beispiel auf ihre Sexualität. Es kommt durchaus nicht selten vor, dass Männer nach der Geburt an Lustlosigkeit leiden. Physiologisch nimmt das Hormon Prolactin zur Geburt ca 20 % zu, Cortisol verdoppelt sich und nach der Geburt sinkt das Testosteron, Östrogen steigt. So wird der Säugling besser gehört, Bindung wird erleichtert und der Sexualtrieb wird reduziert.

Interessant fand ich auch die Diskussion um sexuelle Lust, Selbststimulation und Orgasmus unter Geburt, was wohl eher in der außerklinischen Geburtshilfe zu sehen ist als im Kreißsaal.

Am Schluss wurde noch einmal die philosophische Brücke zwischen den großen Themen des Lebens geschlagen, es geht um Entlastung, Geduld und Gelassenheit, Anspannung und Entspannung, Leben und Sterben.